Prägung in Hall
Schon in der Endphase der Meraner Münzstätte und in den ersten Jahren der Haller Münzstätte hatte man mit der Goldprägung experimentiert. Schon bald hatte man jedoch erkannt, dass eine Goldprägung angesichts der fehlenden Goldvorkommen auf Dauer unrentabel war.Die Goldarmut einerseits und der Silberreichtum andererseits führten das Tiroler Münzwesen zwangsläufig in eine andere Richtung. Der Schwerpunkt musste auf der Prägung von Silbergeld liegen. Bis etwa 1480 prägte man in Hall Vierer und Kreuzer, daneben die unrentablen Goldgulden, die damals mit etwa 60 Kreuzern gleichzusetzen waren. Zwischen den kleinen Silbernominalen und dem Goldgulden klaffte eine große Lücke, die durch kein Nominale abgedeckt war.
Was lag also näher, als diese Lücke durch neue größere Silbermünzen aufzufüllen, zumal auch noch ein technisches Problem diesen Schritt nahe legte: Hätte man die großen Mengen des neu gefundenen Silbers lediglich zu Vierern oder Kreuzern verprägt, so wäre ein enormer Personalaufwand notwendig gewesen. Außerdem wären Zahlungen größerer Summen mit Münzen so kleiner Stückelung eher umständlich gewesen.
Im Jahr 1482 begann eine großangelegte Münzreform, die zwei wichtige Voraussetzungen hatte: 1482 war der alte
konservative Münzmeister Hermann Grünhofer durch den fortschrittlichen Münzmeister Bernhard Beheim d. Ä. abgelöst worden. Und dann hatte Tirol mit Anton vom Ross einen erstrangigen Finanzfachmann, der - aus Oberitalien stammend - das dortige wesentlich besser entwickelte Münzwesen bestens kannte.
Der erste Schritt der Münzreform war die Prägung einer Münze im Wert von 12 Kreuzern, was der bisherigen Rechengröße "Pfund Berner" (=240 Berner) entsprach. Abgesehen von der ersten Serie der Pfunder, die noch den Erzherzogshut auf der Vorderseite zeigen und in ihrem äußeren Erscheinungsbild eigentlich nur vergrößerte Kreuzer sind, zeigen alle weiteren Pfunder das Porträt der Erzherzogs, wie dies damals bei oberitalienischen Münzen, etwa der Lira Tron von Venedig oder dem Mailänder Testone üblich war.
Gleichzeitig mit den Pfundern gab man in Hall auch ein Halbstück des Pfundners im Wert von 6 Kreuzern (120 Berner) aus.Diese Sechser entwickelten sich schlagartig zur beliebtesten Silbermünze für den Handel. Auch bei diesem Sechser sind stilistische Einflüsse oberitalienischer Münzen nicht zu verleugnen. Er zeigt auf der Vorderseite den Landesfürsten , nur die Rückseite erinnert etwas an die Goldgulden. Die Beliebtheit dieses Nominales brachte es mit sich, dass dieser Münztyp in Tirol mit Unterbrechungen bis ins beginnende 17. Jahrhundert geprägt wurde.
Zwei Jahre nach dem Beginn der Sechser- und Pfundnerprägung erfolgte die Ausgabe einer Münze im Werte eines halben Rechenguldens, also von 30 Kreuzern (600 Berner). Auch bei der Schaffung dieser neuen Münze bediente man sich oberitalienischer Hilfe.