Auf der "Romantischen Straße" nach Nördlingen
Jahresausflug 2013 der Tiroler Numismatischen Gesellschaft vom 13. - 15. September 2013
Helga Renner und Gerd Webhofer
Auf der "Romantischen Straße" nach Nördlingen
22 Personen haben sich mit Lüftner Reisen und dem Chauffeur Ernst auf dem Weg gemacht. Und sie haben einiges erfahren, was sie vorher vielleicht nicht gewusst oder erwartet haben.
Über Garmisch, Kloster Ettal ging unsere Reise nach Augsburg, zur Harburg, nach Nördlingen mit 2 Übernachtungen, nach Dinkelsbühl und Kempten. Mit einem genau ausgetüftelten Programm unseres Reiseleiters Dr. Helmut Dvorak.
Das Wetter hätte schlechter sein können, aber auch besser. Wir hatten Regen in allen Variationen und hie und da Sonnenschein.
1. Station: Augsburg, einst eine freie Reichsstadt mit einem sehr selbstbewussten Bürgertum. Ein Zeichen dafür ist das Rathaus, ein riesiges Renaissancegebäude mit einem goldenen Saal, im 2.Weltkrieg zerstört, aber wunderschön wieder aufgebaut.
Vor dem Rathaus und dem Augustusbrunnen wurden wir zur Führung abgeholt.
Vorerst in die "Fuggerei", der 1. Sozialsiedlung der Welt, bereits 500 Jahre alt, überraschend freundlich, noch immer bewohnt und gebraucht, übrigens mit den gleichen Aufnahmebedingungen von damals z.B. 3 Gebete täglich für den Stifter Jakob Fugger, der mit seinen Verwandten in der Annakirche beerdigt ist. Diese ehemals katholische Kirche wird heute als evangelische Kirche verwendet.
Evangelisch oder katholisch zu sein war damals ein großes Problem und konnte über Tod und Leben entscheiden (Siehe Bauernkriege und 30-jähriger Krieg). Der Augsburger Dom, zur Mariä Heimsuchung ist beeindruckend und birgt alle Kostbarkeiten der letzten Jahrhunderte. Augsburg hat mehr Kanäle als Venedig, wurde behauptet, die Fließgewindigkeit ist auf jeden Fall größer und W. A. Mozart sei von seiner Abstammung her eigentlich Augsburger, sagt man (weil ja sein Urgroßvater Franz in der Fuggerei wohnte) deshalb gibt es Mozartwochen, und auch Brecht ist hier geboren, deshalb hat man einen Literaturpreis gestiftet, der alle 3 Jahre verliehen wird.
2. Station: Die Harburg, die am Rande des Nördlinger Rieses liegt. Am Wehrgang erfuhren wir von unserer jungen Führerin (die dies bereits in der 3. Generation nach Mutter und Großmutter ausübt) einige kriegstechnische Details, Folterarten (z.B. die Zankgeige), aber vor allem was es heißt "auf den Hund gekommen" zu sein, wenn das "Holzauge" nicht wachsam ist und alles nicht "auf eine Kuhhaut" geht. Man zeigte uns einige Verliese, den Gerichtssaal, die Privaträume der ehemaligen Besitzer der Grafen Wallerstein und eine seltsam gebaute Burgkapelle, die ohne Licht und Heizung nur im Sommer genutzt werden kann. In der Burgschenke wurden wir gelabt und dann ging es zur
3. Station unserem Hotel am Ring in Nördlingen: Auch ehemals eine reiche Handelsstadt, Reichsstadt, hat unter dem 30-jährigen Krieg einen Großteil der Bevölkerung verloren, war fast uneinnehmbar dank der rundum gehenden Stadtmauer mit Wehrgängen und 5 Toren. Bei unserer Stadtführung nutzten wir sie mit Vergnügen, weil es wieder einmal regnete und wir so trockenen Fußes die interessante Architektur der Fachwerkhäuser mit auskragenden Obergeschoßen ("der kluge Mann baut vor" wie man weiß) betrachten konnten. Z.B. die Gerberhäuser, die wieder an Wasserkanälen liegen. Die Gerber, recht wohlhabend, wurden nicht alt wegen ihrer ungesunden Arbeit und manchmal sind ihnen auch "die Felle davon geschwommen". Das Viertel wird jetzt hervorragend revitalisiert und restauriert. Beeindruckend auch das Rathaus und da vor allem der Treppenaufgang aus Suevit, aus den Steinbrüchen im Ries, ebenso wie die Kirche, dem Hl. Georg geweiht mit dem berühmten "Daniel", einem 90 m hohen Glockenturm. Manche(r) von uns schaffte den Aufstieg (ohne Lift) um einen durch Regen und Schweiß etwas getrübten Rundumblick auf das Nördlinger Ries zu bekommen, das vor 15 Millionen Jahren durch den Einschlag eines Asteroiden verursacht wurde. Auf diesem Turm ist ein Stübchen für den Türmer eingerichtet, der noch Nächtens die Funktion hat, die Leute mit seinem Ruf : "so G´sell, so" vor Gefahren zu warnen, welcher Art auch immer. Die Legende besagt, dass ein Schwein und eine brave Ehefrau die Bürger einmal vor Plünderung bewahrten, als man durch diesen Ruf auf das Nächtens unverschlossene Stadttor aufmerksam gemacht wurde.
Nachmittags kamen wir endlich ins Museum mit einer kleinen respektablen Münzsammlung und umfangreichen historischen Exponaten. Nebenan ist das erst seit 20 Jahren bestehende Riesmuseum, das sehr interessant die Erforschung des Meteorkraters zeigt und als Besonderheit ein Stück Gestein vom Mond ausstellt.
4. Station: Dinkelsbühl - Wir befanden uns bis jetzt in Schwaben, nach einer kurzen Fahrt erreichten wir Dinkelsbühl in Franken. Die Stadt ist ähnlich Nördlingen was die Geschichte betrifft, hat aber weniger Einwohner. Es gibt eine Stadtmauer rundherum mit Wachtürmen, aus romanischen Quadern aus der Stauferzeit gebaut (die im 19. Jhd. zum Teil verkauft wurden, als die Geschäfte der Stadt nicht so gut gingen), einen Kanal, ein gotisches Münster, wieder dem Hl. Georg geweiht, evangelisch per Zufall, riesengroß, mit einem etwas zu kleinem Turm (wiederum Geldmangel) sonst aber das schönste in Südbayern, wurde uns gesagt und wunderbare Fachwerkhäuser, ein Museum (natürlich mit Verliesen). Konfessionelle Auseinandersetzungen prägten die Geschichte der Stadt aber auch Frieden, gemeinsame Interessen, Biererzeugung, eine gute deftige Küche und Wein. (Wovon wir uns nach der Führung im Gasthaus zur Glocke überzeugen konnten). Das Besondere von Dinkelsbühl ist wohl die strenge Reglementierung der Stadtverwaltung, was die Erhaltung der Stadt betrifft: keine Reklamewände, Fassaden und Dächer der Fachwerkhäuser (alle mit Biberschwanzziegel gedeckt) sind geschützt, keine Werbeaufschriften bei Geschäften, keinen Mc Donald, Straßenbeleuchtung nur an den Häusern etc.
Leider ist zwischen Franken und Schwaben keine Wetterscheide, so endete unser Besuch hier wieder mit Regen und dem Luxus mit dem Bus von Tür zu Tür gebracht zu werden. Wie immer gab es auch an diesem Abend ein paar Nachtschwärmer und ein paar Erschöpfte.
Unsere letzte Station am Sonntag war Kempten:
Eine Stadt, die lange Zeit zwei Herrschaften nebeneinander ertragen musste und dabei fast zu Grunde ging, nach der Teilung gab es eine Reichs- und eine Stiftsstadt, die erst im 19. Jhd. vereint wurden. Konfessioneller Friede und reges kulturelles Leben war dann die Folge. Die Stadt hat mehrere Museen, ein schön restauriertes Rathaus, die gotische Mangkirche, jetzt evangelisch. Der Dom St. Lorenz und die Residenz der Fürstäbte und Bischöfe stehen beherrschend im höher gelegenen Teil der Stadt. Wir hatten Gelegenheit die Prunkräume zu besichtigen. Gleich einer Entenschar mit riesigen Filzpantoffeln, zur Schonung der Böden, kamen wir ganz geblendet von Gold und Glanz zurück in die bürgerliche Welt. Was uns leicht fiel beim Besuch eines wunderbaren Bräugasthauses und unserem letzten gemeinsamen Essen vor der Heimfahrt.
Mit einem kurzweiligen Reisequiz, der unsere Köpfe weniger als die Lachmuskeln strapazierte, und die Zeit verkürzte, kamen wir abends wohlbehalten und voll von Eindrücken an.
Dass diese Tage so ungemein heiter verlaufen sind, ist wohl dem besten Team unserer Reiseleitung, zu verdanken.